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Paritätmodell

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Philosophie

 

 

Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt aber darauf an, sie zu verändern.

Karl Marx, 1845

Thesen über Feuerbach, 11. These

 

 

Systemisch lösungsorientierte Arbeit geht von der Idee aus, nicht im Hier und Jetzt vermeintlicher Unabänderlichkeit der Verhältnisse zu verharren und zu resignieren, sondern die Suche nach einer befriedigenden Lösung in den Mittelpunkt zu stellen. Dass wir eine gute Lösung oft nicht zu finden, heißt nicht, dass es sie nicht gibt. Oft sehen wir mit all unseren Konditionierungen und Glaubenssätzen nur den Wald vor lauter Bäumen nicht oder verharren in alten Gewohnheiten, die uns Sicherheit versprechen, während neue ungewohnte Verhaltensweisen noch keinen Gewinn zu versprechen meinen.

So kommen wir nicht selten in Sackgassen, in denen das alte uns nichts mehr nützt, aber das neue noch nicht greifbar und umsetzbar erscheint. Der systemisch-lösungsorientierte Ansatz ist hier Provokateur, Geburtshelfer und Begleiter zugleich. Systemisch heißt dabei, Konflikte, Probleme und Lösungen im Bezug auf relevante Bezugssysteme zu sehen und zu verstehen. So hilft uns ein zirkuläres Verständnis einer Problemetablierung mehr als der Glaube an einen bezugsloses Handelnden. So wird z.B. "Schizophrenie" verstanden als sinnvolles Verhalten eines Menschen in einem schizophrenen Feld (double-bind), nicht aber stigmatisierend als eine "Krankheit", die dieser oder jener hat.

Systemisch-lösungsorientierte Arbeit schaut nicht auf das Problem, wie das Kaninchen auf die Schlange, sondern hebt den Blick auf das noch ungekannte und unerprobte.

 

Komm! ins Offene, Freund! zwar glänzt ein Weniges heute

Nur herunter und eng schließet der Himmel uns ein.

Weder die Berge sind noch aufgegangen des Waldes

Gipfel nach Wunsch und leer ruht von Gesange die Luft.

Trüb ists heut, es schlummern die Gäng' und die Gassen und fast will

Mir es scheinen, es sei, als in der bleiernen Zeit.

Dennoch gelinget der Wunsch, Rechtgläubige zweifeln an Einer

Stunde nicht und der Lust bleibe geweihet der Tag.

Friedrich Hölderlin

 

 

Gleichwohl gibt es Verhältnisse, wo wir zur Zeit keine Lösung wissen oder keine Lösung herstellen können. Denken wir hier nur an Gesetze - wie etwa das informationsfeindliche und restriktive deutsche Urheberrecht, das das Internet zu einem gefährlichen Aufenthaltsort werden lässt - die wir uns anders wünschen, uns aber der unmittelbare Einfluss auf den Gesetzgeber fehlt, der diese Veränderungen beschließen müsste.

Die Unmöglichkeit eine Lösung herbeizuführen, führt zu Leiden oder - bei dessen Verdrängung zu neurotischer Symptombildung. 

 

Welches ist nun die Funktion langwierigen Leidens, wie es unter Menschen häufig ist? Wir wollen die Vermutung wagen, daß es uns dazu bewegen soll, uns des unmittelbar gegenwärtigen Problems anzunehmen und dann aus dem Weg zu gehen, alle Kräfte gegen die Gefahr aufzubieten und dann aus dem Weg zu gehen, nutzloses Befangensein zu lockern, den Konflikt toben und zerstören zu lassen, was zerstört werden muß.

Frederick S. Perls; Paul Goodman; Ralph F. Hefferline: “Gestalttherapie. Grundlagen“, dtv, 1979, S. 151

 

 

Systemisch-lösungsorientierte Arbeit heißt nicht, stets eine Lösung zu finden. Mitunter wird man eingestehen, diese zur Zeit nicht herstellen zu können. Gleichwohl bleibt das Prinzip Hoffnung, dass es eine Lösung gibt.

Sehr früh haben sich Gestaltpsychologen (Kurt Koffka, Wolfgang Köhler, Kurt Lewin, Max Wertheimer), der Lösung von Problemen zugewandt. Sie deuten ein Problem als Vorliegen einer schlechten Gestalt, die durch die Umstrukturierung des Problems in eine gute Gestalt überführt werden kann. Entscheidend dabei ist eine Reorganisation der ursprünglichen Problemrepräsentation, wodurch die Problemlösung ermöglicht wird. 

Problemlösung kann, im Gegensatz zum Kompromiss, bezeichnet werden, als die Herbeiführung eines Zustandes, in dem die vorgefundene (analysierte, erkannte) Widersprüchlichkeit aufgehoben wird.

Nach Carl Duncker (1935) kann dieser Zustand insbesondere durch Umstrukturieren der Sachlage bzw. durch Umstrukturieren der Sicht auf die vermeintliche Sachlage herbeigeführt werden. Probleme zu lösen ist somit anspruchsvoller als lediglich Kompromisse herbeizuführen. 

Probleme zu lösen, so unsere herkömmliche Sicht, erfordert zuallererst gründliche Analysen der Entwicklung, der Sachlage, der Widerspruchskonstellation, der möglichen Nebenwirkungen einer Umstrukturierung (Kollateralschäden), die entweder sehr gering sein müssen, aber auf jeden Fall in die Problemanalyse einzubeziehen sind, um sie gänzlich zu vermeiden oder gering zu halten.

Unterschieden wird zwischen der Abschwächung des Problems bis zur beiderseitigen Erträglichkeit und der Aufhebung des Problems. Erträglichkeit kann durch Kompromisse herbeigeführt werden. 

 

 

In der Schulmathematik kann das Finden einer Lösung für eine Aufgabe relativ einfach sein.

 

Zum Beispiel bei der Gleichung 

3 + x = 8

Es gibt nur eine Lösung. 

Die Lösung lautet   

  x = 5

 

 

Ein Vorschulkind kann diese Gleichung in der Regel noch nicht lösen. Für dieses Kind ist die Lösung der Gleichung keine Aufgabe, sondern ein Problem. Für einen durchschnittlichen Schüler der 8. Klasse wird die Lösung der Gleichung dagegen kein Problem, sondern nur eine Aufgabe darstellen.

 

Die Gleichung

2 x + 3 y = 6 

hat im Bereich der natürlichen Zahlen zwei Lösungen:

 

Lösung 1: 

x = 0, y = 2

 

Lösung 2: 

x = 3, y = 0

 

Was im Bereich der Schulmathematik noch überschaubar und damit meist lösbar ist,  kann sich woanders wesentlich schwieriger darstellen.

 

 

 

Das Neun-Punkte-Problem

Das Neun-Punkte-Problem stellt ein typisch gestaltpsychologisches Untersuchungsparadigma dar. Die geforderte Leistung besteht darin, neun Punkte, die in der Form eines Quadrates angeordnet sind, mit vier geraden Strichen - ohne abzusetzen - zu verbinden.

 

 

o                o                o

 

o                o                o

 

o                o                o

 

 

 

Die Schwierigkeit bei der Lösung der Aufgabe besteht darin, sich von einer bestimmten vorgefassten und gewohnheitsmäßig gewordenen Wahrnehmung zu lösen, im Falle des Neun-Punkte-Problems von der Quadratwahrnehmung, einer Wahrnehmung, zu der nach Auffassung der Gestalttheorie das menschliche Individuum bei der Wahrnehmung der Punktekonfiguration tendiert. Erst wenn diese Wahrnehmung verändert ist, das Wahrnehmungsfeld also umstrukturiert wird, ist eine Möglichkeit zur Problemlösung geschaffen.

Das Heraustreten aus dem gewohnten System (Struktur) ist eine wesentliche Voraussetzung, um Eskalationen in Systemen zu beenden oder paradoxe Kommunikationen zwischen Beziehungspartnern zu beenden (vgl. Watzlawick, S. 215). Die landesweit teils noch übliche familiengerichtliche Praxis ist dagegen ein Paradebeispiel dafür, wie mit erheblichen logistischen und finanziellen Aufwand, zum großen Teil aus Mitteln der Steuerzahler oder des finanzstärkeren Elternteils, ein Spiel ohne Ende in Gang gehalten wird oder als "Alternative", ein Ende mit Schrecken (staatlich betriebene Elternselektion durch Ausschluss des Umganges oder Entzug des Sorgerechtes) gerichtlicherseits zur Lösung erklärt wird. Um dieser Bankrotterklärung ein rechtsstaatlich, demokratisch-wissenschaftlich verbrämtes Mäntelchen umzuhängen, werden vom Gericht nicht selten psychologisch halbgebildete Gutachter beauftragt, die gewissen- und skrupellos sind und sich nicht scheuen, dem unwürdigen Ganzen eine höhere Weihe zu geben.

 

In der Praxis, auch der familiengerichtlichen, kommt es häufig nicht zu einer Lösung des Problems, jedoch oft nicht deshalb, weil es keine Lösung gäbe, sondern weil man keine Lösung sieht oder sehen will. Dies gilt  oft auch für Fachkräfte, was auf den ersten Blick verwundern mag, doch bei genaueren Hinsehen wird erkennbar, dass diese Fachkräfte ein bestimmtes in ihrer eigenen Sozialisation entstandenes Weltbild haben, in der die Lösung  von Konflikten und Problemen nicht vorgesehen ist oder negativ bewertet wird. 

So werden häufig bestenfalls nur Kompromisse gefunden oder sogar Problemverschärfungen in Kauf genommen oder herbeigeführt. Dies liegt auch daran, dass die im System relevanten Personen ihre Kräfte messen, anstatt gemeinsam nach einer Lösung zu suchen. Das Kräftemessen kann in Form eines Kräfteparallelogramms dargestellt werden. Die beiden zu addierenden Kräfte F1 und F2 werden längs ihrer Wirkungslinien so verschoben, dass ihre Angriffspunkte zusammenfallen. In dem durch Konstruktion der Parallelen sich ergebenden Parallelogramm bilden die sich zu addierenden Kräfte die Seiten, die Summe F1 + F2 = F die entsprechende Diagonale.

 

 

Problem und Konflikt sind nicht identisch. So kann es sein, dass ein Konflikt kein Problem darstellt und ein Problem kein Konflikt. So z.B. wenn man jemanden das Neun-Punkte-Problem vorlegt und ihn um eine Lösung innerhalb von 2 Stunden bittet. Ist derjenige an der Lösung interessiert, wird er versuchen, das Problem zu lösen. Dabei kann er in einen Konflikt geraten, so z.B. wenn er sich die nächsten Stunden nur noch um die Problemlösung kümmert und seine Partnerin ihn anruft, ob er die Kinder nicht gleich vom Kindergarten abholen kann. Er hat dann den Konflikt zwischen dem Lösen des Problems innerhalb von 2 Stunden und der Bitte seiner Partnerin, die Kinder aus dem Kindergarten abzuholen. 

Andersherum gibt es Menschen, die einen Konflikt miteinander haben, z.B. zwei sich dauernd streitende Partner. Dieser Konflikt muss aber für die beiden kein Problem darstellen. So z.B. wenn die beiden mit der Aufrechterhaltung ihres Konfliktes eine ihnen beiden unangenehme oder gefährliche persönliche Nähe vermeiden wollen. Der Konflikt ist dann eine Lösung ihres Problems ihrer Angst vor Nähe. Da Menschen (hier Mann und Frau) aber auch ein Bedürfnis nach Nähe haben, haben beide gleichzeitig das Problem, sich dieses Bedürfnis nicht erfüllen zu können. 

 

Da ein Problem auch als eine, wenn auch "unglückliche" Lösung eines Konfliktes verstanden werden kann, kann das Problem nicht ohne weiteres "abgeschafft" werden. Erst wenn wir an Stelle des aktuellen Problems eine andere "glückliche" Lösung setzen, brauchen wir das Problem nicht mehr, so wie es Hellinger kurz und prägnant benannt hat.

 

Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht, heißt es in einer alten Redewendung.

 

In Preußen sorgte Friedrich der Große mit allen Mitteln für den großflächigen Anbau der Kartoffel. Seine Propagandafeldzüge für die Kartoffeln sind kaum weniger bekannt als seine Kriegszüge. In beiden Fällen spielte die Armee eine wichtige Rolle. Es wird erzählt, er habe rund um Berlin die ersten Kartoffelfelder anlegen und von Soldaten bewachen lassen. Sie sollten aber nicht so genau hinschauen oder so tun als ob sie schliefen, damit die Bauern von der Kostbarkeit dieser Frucht überzeugt würden, denn auch in Preußen galt schon damals: Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht. Die Bauern hätten dann, ganz im Sinne des Königs, diese Erdäpfel hinter dem Rücken der Soldaten geklaut und gekostet und schließlich selbst angebaut. Sicher ist, dass Friedrich der Kartoffel mit Verordnungen zum Durchbruch verhalf. So erließ er am 24. März 1756 eine Circular-Ordre, die den Kartoffelanbau anordnete: In dieser heißt es, an „sämmtliche Land- und Steuer-Räthe, Magisträte und Beamte“ gerichtet, unter anderem:

„Es ist Uns in höchster Person in Unsern und anderrn Provintzien die Anpflanzung der sogenannten Tartoffeln, als ein nützliches und so wohl für Menschen, als Vieh auf sehr vielfache Art dienliches Erd Gewächse, ernstlich anbefohlen. [...]“

„Übrigens müßt ihr es beym bloßen Bekanntwerden der Instruction nicht bewenden, sondern durch die Land-Dragoner und andere Creißbediente Anfang May revidieren lassen, ob auch Fleiß bey der Anpflantzung gebraucht worden, [...]“

http://de.wikipedia.org/wiki/Kulturgeschichte_der_Kartoffel